Frage/Beitrag einer Bürgerin/eines Bürgers:
Als ausgewiesener und aufgeschlossenere Beobachter des Projektes Koester-Museum muss ich vorab ganz klar feststellen, dass mit den derzeit bereits kommunizierten Informationen kein Konsens und schon gar keine Unterstützung in der Klausner Bevölkerung besteht und auch realistisch gesehen keine zu erwarten war.
Als einzig richtige Lösung wurde der Neubau am Schindergries und Kosten von über 8 Mill. – in der Studie lese ich sogar 10 Mill. – kommuniziert. Das konnte nur in die Hosen gehen. Der Ansatz hätte viel mehr auf Inhalte, Konzepte und Ideen ausgerichtet werden müssen und damit Neugierde, Begeisterung, Motivation kreiert, um möglichst viele in die Diskussion einzubinden und zu versuchen damit Enthusiasmus und Engagement auszulösen. Standort und Kosten und Finanzierung wären die letzten notwendigen, wenn auch sehr wichtigen Diskussionspunkte. Man bedenke, man rechnet mit einem Besuchervolumen von 50.000 Personen (sehr sportlich und ehrgeizig!). Mit den mir vorliegenden Informationen Koester-Leihgabe, Unterbergersammlung, Ateliers ecc. kann ich noch nicht erkennen, wie wir auf die 50.000 kommen sollten. Da nun bereits der erste Dämpfer bei der Aussprache mit der Landesregierung zu verdauen ist muss man erkennen, dass man keine allzu große offene Türen vorgefunden hat, und der Ball an die Klausner zurückgespielt wurde.
Umso wichtiger wäre es nun geschlossen und mit großer Beteiligung und mit dem notwendigen Rückhalt aufzutreten. Bin ebenso der Auffassung, dass ein so teurer Neubau als letzte Möglichkeit in Betracht gezogen werden sollte. Zu aller erst müssen alle anderen Varianten mit Wiedergewinnung alter Bausubstanz geprüft werden. Alternativen im Kapuzinerareal inkl. Kirche sind noch lange nicht ausgeschöpft. Gerichtsgebäude finde ich auch nicht besonders geeignet, Griesburg und Bergamt aber wären sehr wohl eine Alternative und sollten geprüft werden.
Koester passt nirgends so gut hin wie nach Klausen nichts desto trotz ließe ich mich von der Stiftung nicht unter Druck setzen. Vielleicht eine Bemerkung zur Sammlung, Schätzwert ist nicht der Marktwert, siehe Beispiel Unterbergersammlung.
Völlig unrealistisch erscheint mir auch dass man in Klausen selbst einen erheblichen Teil dieser Riesensumme bei privaten Sponsoren aufzutreiben.
Ebenso stört mich der ständige Vergleich mit Museum in Großstädten wie München, Hamburg, Berlin oder Wien — auf dieser Bühne haben wir definitiv nichts zu suchen. Aber mit Corones wenn auch ganz anders kann man schon Vergleiche versuchen angefangen von den moderaten Kosten von ca. 3,3 Millionen!
Dringend empfehlen würde ich mehr Diskussion und viel weniger Moderation.
Im Übrigen bin ich der Auffassung, dass das Kloster Säben und die zukünftige Nutzung viel die größere Priorität haben sollte. Klausen ist ein sehr schönes und nettes mittelalterliches Städtchen. Klausen mit Säben aber ist einzigartig! Hier sehe ich viel größeren Handlungsbedarf, was für mich natürlich nicht heißt, dass man sich mit Koester-Museum nicht beschäftigen soll.
Nach Säben 50.000 Personen (logisch auch Pilger) zu bringen ist um vielfaches leichter als 50.000 zum Koester-Museum — wenn auch nicht unmöglich — aber wie gesagt, dies hängt von den Inhalten ab.
Friedrich Gantioler
Feedback aus dem ExpertInnen-Team
Die zentrale Aufgabenstellung der Studie 2013 war es zu prüfen, inwieweit das Stiftungsgeschenk eine Chance für Klausen zur Belebung und Aktivierung des Stadtraumes sein kann.
Gleichzeitig sollte die von der Stiftung gewünschte professionelle Präsentation nach zeitgemäßen Museumsmaßstäben gewährleistet sein.
Die Kernaussage und Empfehlung der Studie, nach Prüfung der Rahmenbedingungen und Potentiale der Stadt (vgl. Machbarkeitsstudie S. 17ff), ist: Das Projekt „Koester“ hat großes Potential für Klausen die gewünschte Belebung und Verjüngung darzustellen, vorausgesetzt es wird
- entsprechend dimensioniert (Koester-Sammlung plus Sammlungen des Landes),
- für zeitgenössische KünstlerInnen attraktiv umgesetzt (Ateliers, Kuratoren-Prinzip),
- für die Kernzielgruppen Familie, respektive Kinder und Jugendliche aufbereitet,
- und aufgrund von Architektur und Positionierung sichtbar.
Konkrete Inhalte und konzeptuelle Modelle für dieses Projekt sind zentraler Inhalt des nächsten Planungsschrittes. In dieser zweiten Projektphase werden auch einige historische Gebäude auf Wunsch erneut diskutiert. Aktuell im Gespräch sind: Altes Gericht, Goldener Engel, Ansitz Seebegg, Kapuziner-Areal. Inwieweit Säben oder der Ansitz Griesburg in die aktuelle Diskussion miteinbezogen werden sollen, das muss die Gemeinde noch entscheiden.
Zur Finanzierung ist festzuhalten, dass diese essentieller Bestandteil einer Machbarkeitsstudie ist. Die Studie errechnet für das beschriebene Projekt den Bruttobetrag von EUR 8.840.000 für eine Nettogeschossfläche von 1727 m2 (9200 m3). Diese Summe wurde konservativ und kostenwahr gerechnet (nach den Richtwerten des Landes Südtirol) und inkludiert das Bauwerk, die Einrichtung, die Beleuchtung, die Außengestaltung, die Leitsysteme, die Technischen Spesen und Planungshonorare, die Projektentwicklung/Konzeption des Museums sowie erste Medien- und Kunstproduktionen (vgl. Machbarkeitsstudie 2013, Seite 41).
Das Messner Mountain Museum Corones verfügt über 4000 m³ und die über die Medien kolportierte Summe von EUR 3.300.000 lässt offen, ob brutto oder netto, ob inkl. Einrichtung, Beleuchtung, Außengestaltung, Kunstproduktionen etc., ob inkl. technische Spesen und Planungshonorare.
Der hier zitierte, von der Stararchitektin Zaha Hadid am Kronplatz bei Bruneck realisierte, Museumsneubau (eröffnet 07.2015) fokussiert sehr erfolgreich jene besagte Werbewirksamkeit von zeitgenössischer Architektur.