Beitrag einer Bürgerin/eines Bürgers:
Da ich von Beginn an in die Diskussion eingebunden sein durfte, erlaube ich mir, die mir bekannte Vorgeschichte kurz zusammenzufassen:
Zuallererst hat sich die Hofburg in Brixen im Südturm für die Koester-Bilder interessiert. Hier fand eine Aussprache mit LH Durnwalder statt, bei welcher der LH seine volle Unterstützung zusagte.
Finanziert durch private Sponsoren wurde von Arch. Pichler schon ein Projekt zum Ausbau des Südturms der Hofburg ausgearbeitet. Nachdem die Hofburg auf Grund interner Überlegungen schlussendlich abwinkte, wurde die Trostburg ins Auge gefasst diesen Schatz zu beherbergen, wobei hier Sicherheitsbedenken dagegen standen.
Dass nunmehr Klausen, als natürliche Heimat der Bilder, sich aufrafft diese zu beherbergen, ist überaus zu begrüßen und stellt für ganz Südtirol eine einmalige Museumsgelegenheit dar.
Meiner Meinung nach müsste man der Koester-Stiftung, der man nicht genug danken kann für ihr Entgegenkommen, eine kurzfristige Perspektive der Übernahme der Bilder geben. Meines Wissens lagern die Bilder derzeit in einem prekären Lager, wo sie nur Spesen verursachen und somit die Gefahr besteht, dass eine andere Lösung von den Stiftungsmitgliedern gesucht wird.
Ich glaube allerdings, dass ein reines Koester-Museum, so sehr dies auch zu begrüßen wäre, zu eng gefasst wäre und nicht die nötige Besucheranzahl erreichen würde. Notwendig ist es zweifelsfrei den Fundus durch ein Museum der Kunst des 19 Jahrhunderts in Tirol zu erweitern, wobei eine Zusammenarbeit mit anderen Künstlerkolonien und Gruppen (Worpswrede, Hallstadt, Dachau, Blaue Reiter, Dada ecc.) unbedingt notwendig sein muss.
In diesem Zusammenhang erlaube ich mir ein INTERREG Projekt zwischen den europäischen Künstlerkolonien anzuregen, was sicher Anklang finden und auch von der EU finanziert würde. Ein solches INTERREG Projekt hätte auch eine ausgezeichnete propagandistische Wirkung, da im Rahmen der Ausarbeitung immer auch Tagungen und Bevölkerungsbeteiligung verlangt wird.
Die Führung des Museums müsste meiner Ansicht gemeinsam mit dem sehr geschätzten Klausner Stadtmuseum erfolgen, da ansonsten finanzielle Schwierigkeiten von Anfang an zu erwarten sind.
So eine Landesfinanzierung zu erhalten wäre, LH Durnwalder hat diese schon zugesagt, wäre ein spektakulärer Neubau natürlich eine tolle Sache und wäre ein zusätzlicher Anziehungspunkt. (siehe Zara Hadid am Kronplatz)
Auf alle Fälle hoffe ich für das Land, dass es gelingt die Idee in Klausen in absehbarer Zeit zu verwirklichen und wünsche vom Herzen alles Gute,
Dr. Rudolf v. Unterrichter
Feedback aus dem ExpertInnen-Team:
Zum Thema Kooperation mit euroArt kann berichtet werden, dass Klausen zwischenzeitlich und anlässlich des Koester-Projekts stolzes Mitglied der euroArt geworden ist. Im Jahr 2017 wird sogar die Jahreshauptversammlung dieser Vereinigung der Europäischen Künstlerkolonien in Klausen stattfinden. Dieses Ereignis ist für Klausen ein weiterer wertvoller Schritt in seiner Positionierung als KünstlerInnenstadt.
Die Anregung bzgl. einer Kooperation mit Künstlerkolonie-Partnern im Rahmen eines Interreg-Projekts greifen wir gerne auf und verfolgen dies weiter.
Sorgen bezüglich der Lagerung der Kunstwerke können entkräftet werden: Die Sammlung ist zum Großteil bereits im Stadtmuseum Klausen und wird dort von Dr. Christoph Gasser professionell und gemäß aktuellem Museumsstandard präsentiert bzw. im Depot bewahrt.
Der Dr. Hans und Hildegard Koester Stiftung gebührt jedenfalls respektvoller Dank für das großzügige Angebot an die Stadt Klausen. Frau Bürgermeisterin Maria Gasser Fink und das Projektteam sind mit dem Geschäftsführer der Stiftung Dr. Michael Kohler und den von der Stiftung beauftragten Kunstexperten Dr. Thomas Waldschmidt in regelmäßigem und gutem Kontakt. Stiftungsvertreter und Stifterfamilie werden somit laufend über die verschiedenen Projektschritte und ‑entwicklungen informiert.
Die Anreicherung der Koester-Kernsammlung als Herzstück und Anlass für dieses Projekt ist tatsächlich eine zentrale Voraussetzung, wenn dieses Projekt auch in einer überregionalen, europäischen Museumslandschaft bestehen können soll. Etwa durch Sammlungsbestände des Landes (Sammlung Unterberger, Sammlung Museion, Sammlung Südtiroler Sparkasse etc.), durch Bestände aus anderen Privatsammlungen des Landes, durch zeitgenössische Kunstproduktionen, sowie durch KünstlerInnen-Ateliers, Werkstätten für ein junges Publikum und Kooperationen mit verwandten Netzwerken.